Warum passives Einkommen für die meisten nicht funktioniert? Ein Beispiel-Szenario

Fast jeder kennt die Spam-artig wirkenden Angebote der Online-Marktschreier:

„generiere Dein passives Einkommen mit xyz und werde…!“.

Gemeint ist, verdiene Dir ein paar tausend Euro im Monat dazu, ohne viel Aufwand, also ein paar Stunden pro Woche, rein mit Cleverness und ein wenig Online-Hokuspokus.

Darauf hereinzufallen, kann gefährlich sein. Kann es einem doch viel Geld, Zeit und Nerven kosten.

Angestellte mit gutem Nebenverdienst, eine Rarität, wenn nicht sogar gefährlicher Irrglaube!

Die ganz schlauen „Experten“ arbeiten noch mit psychologischen Tricks und erzählen einem, dass es ja so viele Scharlatane am Markt gibt, die übers passive Einkommen erzählen. Sie selbst gehören zweifelsfrei nicht dazu! So sei es natürlich doch kein Kinderspiel, aber im Grunde kann es doch wieder jeder schaffen, der ihm/ihr zuhört, sein/ihr Angebot kauft und sich etwas anstrengt.

Doch frag Dich einmal selbst, wie viele Leute kennst Du wirklich, die ein gutes und stabiles passives Einkommen haben?

Wo es doch so schön einfach und sinnvoll ist!

Ich kenne persönlich nicht wirklich jemanden. Und das, obwohl fast jeder schon mal davon gehört, also Artikel oder Bücher dazu gelesen oder sich Videokurse reingezogen hat. Demgegenüber kenne ich dafür echte Vollzeit-Selbstständige und -Gründer, die sich ein Business aufbauen.

Was ist passives Einkommen?

Verkürzt lautet die (aus meiner Sicht zweifelhafte, weil nicht zu Ende gedachte) Strategie:

  • finde eine unbesetzte Niche
  • identifiziere ihre Kern-Probleme
  • finde eine Lösung für das Problem in Form eines (unbedingt digitalen weil) skalierbaren Produktes
  • nutze nun einen der genialen Ansätze (freilich zu kaufen beim jeweiligen Marktschreier), d.h. eBook, Videokurs, Tools, Baukasten, etc.
  • mache Online-Marketing in Form von Werbung auf Google, Facebook & Co

Warum passives Einkommen für die meisten nicht funktionieren kann?

Es ist im Grunde genommen recht einfach. Und gleich vorab, es kann funktionieren, aber anders als Du gedacht hattest und vielleicht wolltest.

Ein Beispiel für ein passives Einkommen auf Amazon

Hinweis: Dieses Exempel steht beispielhaft für den Verkauf auf Amazon. Es könnte sich aber auch um einen Videokurs handeln, ein eBook oder sonstige Ansätze für ein „passves Einkommen“.

Stell Dir vor, Du bist ein Hobby-Bergläufer (wie ich). Nun warst Du im Urlaub in den Bolivianischen Anden. Dabei hast Du beobachtet wie dort die Bergbauern ihre Schuhe mit einem speziellen Pflanzen-Fett einreiben, um diese gegen Nässe zu imprägnieren. Und dabei riecht es so schön nach Eukalyptus, anders als der sonst gewohnte chemische Gestank. „Jippi, mein Nebengeschäft zu meinem Job als angestellter Feinmechaniker ist gefunden!“.

Die Lösung für Dein passives Einkommen: „ein Natur-Imprägnier-Spray aus den Anden für Outdoor-Sportler, das gut riecht, auf Amazon vertickern“ – mega.

Du machst eine kurze Recherche und findest kein ähnliches Produkt auf Amazon. Mit einem Hersteller in Bolivien vereinbarst Du, Dir das Öl in Flaschen auf Bestellung zu verschiffen.

Deine Vorstellung: Du möchtest nun Dein passives Einkommen durch den Online Verkauf des Sprays erwirtschaften. Dabei stellst Du Dir so anfangs 2.000 bis später mal 10.000€ im Monat vor. Wenn es wirklich gut funktioniert, könntest Du Dir vorstellen Deinen Job zu kündigen. Aber natürlich erst, wenn man mit dem Nebengeschäft in etwa so viel Geld verdient.

Und los geht´s!

Gewerbe- & Amazon-Anmeldung, ein paar Bilder, schöner Text,… alles steht. Schon etwas aufwändig, kann man aber in ein paar Tagen schaffen. Jetzt trittst Du als Amazon-Seller auf. Das Produkt ist live und kann ab sofort online von jedermann gekauft werden.

Du wartest auf die erste Bestellung. Nun, es passiert…. nichts! Keiner tippt bei Amazon „Imprägnierung Anden-Öl“ oder dergleichen ein. Mist!

Jetzt wird es aufwändig!

Du gibst nicht auf – hast Du ja in Deinem gekauften 600€ Video-Kurs Passives-Einkommen ja gelernt und eingetrichtert bekommen. Vielleicht kaufst Du Dir noch einen weiteren Kurs, „wie auf Amazon verkaufen„. Nun machst Du Werbung auf Amazon, versuchst es mit Google-Adwords, etc. Langsam geht’s ins Geld.

Einzelne Käufe kommen nun herein. Die Umsätze stehen jedoch noch deutlich „nicht“ im Verhältnis zu den Kosten für Werbung, den Händler aus Bolivien, die Verschiffung, Verpackung, etc. „Puhh, so hatte ich mir das nicht vorgestellt! Irgendwie will es nicht richtig zünden.“

Mit dem privaten Hobby Berglaufen wird es gerade mau – keine Zeit!

Du verlierst also Geld, hast keine Zeit mehr für Deine Hobbies und hast Dir noch ein Selbstbewusstseins-Problem eingefangen, es nicht drauf zu haben.

An dieser Stelle fallen nun alsbald über 80% ab und bleiben auf ewig auf ihren Kosten sitzen, incl. des teuren Video-Kurses und sonstiger Angebote.

Klar man hat aus dem Scheitern diverse Fähigkeiten entwickelt und Abläufe gelernt. Aber wenn man etwas nicht zu Ende bringen oder wiederverwenden kann, weiß man nie, ob es unnützes Wissen ist und somit Zeitverschwendung war.

Wer weiter macht, wird nun anfangen, viel Content zu erzeugen. Quality-Inhalte natürlich. Beispielsweise auf Deiner extra aufgesetzten WordPress-Webseite, in einem Blog, auf Instagram, YouTube, etc. Langsam, wenn Du drangeblieben bist und Dich aufgeopfert hast, und nach vielen Monaten oder gar Jahren, kommen die ersten regelmäßigen Käufe rein. Die Umsätze sind endlich höher als die Kosten. Dein Invest aber, bisher schon viele tausend Euro und hunderte Stunden Deiner Freizeit, haben sich noch lange nicht ausgezahlt.

Wenn Du nun wirklich einen stabilen Kunden-Kanal für Dein Produkt gefunden hast, wonach die Leute nun durch Deine Aktivitäten suchen, bei Dir kaufen und lieben, wow, dann geht’s los! Oder etwa nicht?

Es wird immer anstrengender

Denkste! Plötzlich wirst Du merken, das ist alles ganz schön anstrengend und aufwändig. Lieferschwierigkeiten, Qualitäts-Probleme, Herausforderungen mit dem Zoll, Verpackung ordern, manuell täglich stundenlang verpacken, zur Post bringen, Zahlungsabwicklung, Rücknahmen, Kunden-Beschwerden, schlechte Bewertungen, usw.

Es ist für Dich nun schon lange nichts mehr passiv. Es ist ein Fulltime-Job! Oder besser gesagt, ein Startup.

Wenn Du immer schon gründen wolltest, jetzt solltest Du das entscheiden! Aber bedenke, das Risiko ist weiter hoch, wie gleich geschildert. Und da Risiko bei Dir vielleicht so Deine Sache ist, gerade weil Du neben Deinem bisherigen Job ein passives Einkommen forciert hast und nicht gleich ein Startup in Vollzeit gegründet hast, bist Du vermutlich eher jemand von der Sorte „Sicherheit“. Nicht immer die beste Voraussetzung für ein Produkt-Startup!

Wie geht es nun im Idealfall weiter, wenn Du Dich zu 100% auf Dein kleines Startup committest?

Dein Produkt verkauft sich glänzend, auch wenn es aufwändig ist. So geht es ne Weile weiter.

Leider bleibt nichts wie es ist! Schon gar nicht, wenn andere Deinen Erfolg riechen! Es gibt es da so schöne Software-Tools (für Profis). Damit kann man den Erfolg von Erfolgreichen gemeldet bekommen. Auf Amazon z.B. mit der SaaS-Software helium10. D.h. jeder kann mit der Software sehen, wie viel Du zu welchem Preis verkaufst und ob sich das rentiert. Gleiches gilt für weitere Werkzeuge zu all Deinen anderen digitalen Kunden-Kanälen (Google, Instagram, etc.).

Booom, jetzt schlägt es bei Dir ein!

Denn wenn Du ein gut funktionierendes Modell hast, wirst Du innerhalb kürzester Zeit dutzende, wenn nicht hunderte Wettbewerber haben. Darunter große Namen von Sport-Artikel-Herstellern oder sonstige Passive-Income-Glücksritter. Dein Umsatz geht ruckartig in den Keller.

Du verstehst die Welt nicht mehr, arbeitest noch mehr, gibst viel zusätzliches Geld aus. Bis Du zufällig die Angebote der Konkurrenz bemerkst. Diese haben sogar Deine Texte, Bilder und Verpackung dreist 1zu1 kopiert. Sie machen einfach das nach was bei Dir funktioniert, ohne Deine Kosten und Nerven gebraucht zu haben. Zu allem Überfluss, aus diesem Grund können sie das Produkt sogar günstiger verkaufen als Du. Damit pusten sie Dich von den vorderen Rängen.

Weiterkämpfen, damit es nicht umsonst war?

Du kannst nun wieder aufgeben. Oder Du Du steuerst erneut dagegen. Du lernst unglaublich viel zu Logistik, Online Marketing, etc. Dafür gibst Du wieder viel Geld für Trainings etc. aus. Eine 60 bis 100-Stunden Woche prägt nun Deinen Alltag.

Du bist nun Unternehmer, aber reif für die Klapse!

Falls es sich dann immer noch weiter rentiert, baust Du Dein Gewerbe zum richtigen Business um. Du brauchst Mitarbeiter, um von Deiner hohen Workload runterzukommen. Unterwegs hast Du aber Deine Vision für Dein Leben verloren. Du wolltest ja weiter in die Berg zum Laufen, eher mehr als weniger – finanziert durch das passive Einkommen!

Jetzt musst Du hingegen, um im knallharter Wettbewerb zu bestehen, die nächste Stufe zünden. Das geht oft nur durch Größe, eine entwickelte Marke, viel guten Content, teure Werbung, ausgefeilte Prozesse, hervorragende Mitarbeiter und geniale Strategie.

Du hast also, falls alles funktioniert, nur kurze Zeit ein passives Einkommen. Dann geht es zeitverzögert im Wettbewerb unter!

Es sei denn, es gelingt Dir, in Vollzeit, ein Startup daraus zu bauen.

Aber wolltest Du das? Denn eigentlich sollte das Geld doch schön nebenher reinkommen, oder?

Für wen funktioniert passives Einkommen?

Wie auch beim Lotto-Spielen, so funktioniert auch das passive Einkommen bei einigen wenigen, wie im Lehrbuch – zumindest anfangs. Nur wie man vermutlich selbst niemanden kennt, der im Lotto viele hunderttausend bis Millionen Euro gewonnen hat, so kennt man eben auch meist niemanden, der mit einem passiven Einkommen glücklich geworden wäre.

Warum erzählen dann so viele Experten, dass es funktioniert?

Der Grund ist einfach: es funktioniert für sie selbst.

Wenn jetzt jemand dieser Spezies nun behauptet, passives Einkommen ist für jeden machbar, dann ist das fast gelogen. Es ist nur für denjenigen realistisch, der einen Zugang zu der Zielgruppe in tausendfacher Menge hat. Vor allem braucht es unternehmerisches Denken und Fähigkeiten. Bis dahin kann es Jahre dauern, ohne einen Cent verdient zu haben.

Zusammenfassung

Klar ist, wer in irgendwas Profi ist, das dem angepeilten Geschäftsmodell äußerst dienlich ist (z.B. Google-Ads-Erfahrener), für den kann auch das passive Einkommen gut funktionieren.

Nur ist es in der Realität nie wirklich passiv, weil die Person bis dato tausende Stunden für den Erwerb dieses Know-hows aufbringen musste. Darüber hinaus ist jener auch dazu verdammt, weiter dran zu bleiben, um gegenüber den anderen Profis und dem Wettbewerb nicht bald das Nachsehen zu haben.

Passives Einkommen rentiert sich nur für jemanden der ein Kanal-Profi ist, also einen günstigen Zugang zu einem Kunden-Kanal hat. Fast immer hat derjenige dann aber noch ein Haupt-Geschäft, von dem die Produkte für das passive Einkommen als eine Art Abfall-Produkt abfallen, ohne zu viel Aufwand benötigt zu haben.

Wenn Du also in einem Kunden-Kanal klare Unfair-Advantages hast, also schnell viele Menschen Deiner Zielgruppe günstig erreichen kannst, probiere das passive Einkommen mit einem Produkt oder Dienstleistung aus.

Dabei solltest Du im Hinterkopf haben, dass es anstrengender werden kann als Du denkst und ab einer gewissen Stelle womöglich ein höheres Commitment braucht, noch bevor es sich rentiert: nämlich die Gründung einer Firma. Und zwar Vollzeit, d.h. die Kündigung Deines (sicheren) Jobs.

Diese Strategie hin zu Deinem Startup, falls Du immer schon gründen wolltest, ist nicht die Schlechteste. Ich empfehle das gerne Sicherheits-orientierten Menschen.

Es ist nur ein Unterschied mit ganz anderen Erfolgs-Aussichten, ob man nur mal spielen wollte (nebenher was dazuverdienen) oder ob man (wie bei einem Startup) das Spiel gewinnen muss.

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