Teil 1/2: Eine konkrete Anleitung: wie finde ich meinen Investor?

Die wohl meistgestellte Frage ist, wie man das erste Geld für seine Startup-Idee bekommt. Ich höre dazu drei verschiedene Gründe:

  1. das Geld geht bald aus
  2. mit mehr Ressourcen das Henne-Ei-Problem lösen
  3. ein bereits wachsendes Modell nun skalieren

Sicher ist eines: in den ersten beiden Fällen bekommt man selten Geld. Und wenn, dann meist zu miesen Konditionen und mit sehr viel Aufwand.

Zuerst die Braut hübsch machen!

Venture-Capital und Business-Angels

Nun gibt es vorwiegend zwei Investoren-Arten: Business-Angels und institutionelle Investoren wie z.B. VCs. Letztere sammeln das Geld für ihren Fond von Banken, Hedgefonds, Banken, Reichen, etc. ein. Daneben gibt es auch noch eine Art Mischmasch, das Family-Office – dieses wird hier nicht behandelt.

Angels

Die zu Hilfe eilenden „Engel“ investieren mit kleineren Tickets (ca. 50k€) in ein Early-Stage oder Seed-Startup. Wenn sich mehrere in sog. Pools zusammentun, dann auch bis zu mehreren hunderttausend Euro.

In der Anfangsphase eines Startups herrscht ein hohes Ausfall-Risiko für den Geldgeber. Meist ist noch kein Markt-fähiges Produkt vorhanden, noch wurde das Geschäftsmodell validiert. D.h. ob und welche Kunden einen Value darin sehen und man damit wirklich Geld verdienen kann.

Business Angels investieren meist in einem von zwei Fällen:
  1. Du wirst ihnen von anderen befreundeten Angels empfohlen – ein Angel investiert selten allein.
  2. Ein Angel hat Dich über längere Zeit oft und intensiv gesehen, dabei aktiv beobachtet (z.B. viele Pitch-Events, Startup-Programme, Presse).

Venture-Capital Fonds

VCs wiederum steigen dann ein, wenn sie die goldene Kuh vermuten, die einen schnellen und hohen Exit-Erlös verspricht, der ob eines engen Zeitfensters wiederum augenscheinlich nur mit ihrem Geld verwirklicht werden kann.

Meist sind vor einem VC-Investment auch bereits Angels investiert, haben also eine gewisse finanzielle, manchmal auch inhaltliche Vorarbeit geleistet, um das Startup voranzubringen.

Kriterien für Geldgeber

Stell Dir vor, jemand den Du einigermaßen kennst, möchte von Dir privat 10k€ leihen. Was geht Dir durch den Kopf?

Vielleicht folgende Fragen:

  • mag ich diese Person?
  • vertraue ich ihr?
  • sehe ich mein Geld wieder?

Genau das denkt ein Investor auch! Und zwar zwingend in dieser Reihenfolge!

Darüber hinaus gibt es weitere Kriterien, die gleichzeitig erfüllt sein müssen. Sei Dir stets bewusst, egal für wie genial Du Dich oder Deine Idee hältst: der Geldgeber kann es sich bei hunderten bis tausenden Startup-Anfragen pro Jahr auch leisten, extreme Ausschlusskriterien anzusetzen.

Die wichtigsten Voraussetzungen, vor allem für institutionelle Investoren:

  • Killerkriterium: wurdest Du dem Investor von einer von ihm geschätzten Person empfohlen? Oder hattest Du wenigstens mit dem Investor auf einer Veranstaltung schon persönlichen Kontakt?
  • Handelt es sich um ein außergewöhnliches Co-Founder-Team? Mindestens zwei, aber nicht mehr als vier im Team.
  • Haben die Protagonisten einen Track-Record überdurchschnittlich gut liefern zu können?
  • Hatte mind. einer der Co-Founder schon mal einen Exit oder Investor in einem anderen eigenen Startup? Wer nämlich nochmals einen Investor will, der weiß was er tut – das wirkt als Liebesbeweis für Investoren, die eben nicht nur wegen ihres Geldes gewollt werden wollen.
  • Kann man mit dem Geschäftsmodell in fünf Jahren mind. 30Mio Umsatz (siehe Artikel warum) machen?
  • Timing ist essentiell – sowohl in Hinblick auf die Wirtschaftslage als auch, welche Themen gerade im Trend liegen.

Wer gerade nicht alle diese Punkte erfüllen kann, wird meist innerlich Wut spüren. „Die geben Einzelgründern keine Chance“, „wie soll ich denn vorher schon einen Investor gehabt haben?“, „30Mio Umsatz in 5a, reicht denen nicht 5Mio?“, „ich kann noch keine Erfolge vorweisen, dafür brauche ich doch das Geld!“,…

Ich kann das nachvollziehen, gleichzeitig muss man die Perspektive von Investoren verstehen. Selbst die Besten der Besten versenken 9 von 10 Startups. Wohlgemerkt nur eine Investition geht nicht in die Insolvenz! D.h. dieses eine erfolgreiche Startup muss die anderen neun „heraushauen“ und dazu noch einen lukrativen Zins erwirtschaften. Sonst hätte der Investor sein Geld gleich in die Bank zu einem sicheren Zins tragen können.

Das mediale Feiern (fast wie einen Exit) von Startups, die eine größere Finanzierung erhalten haben, erscheint ob der statistischen Erfolgsbilanz in einem anderen Licht.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet! Es kann sein, dass es ohne Investor wirklich nicht geht. Die Mehrheit der Firmen beweist aber, dass es auch (lange) ohne Geldgeber funktioniert – einfach durch Grips anschalten, Netzwerk nutzen, innovativ sein.

Investoren sind nicht für jeden Gründer und Geschäftsmodell etwas. Wenn es aber passt, kann das der Weg in eine gemeinsame erfolgreiche Zukunft werden.

Denn eines ist klar: wenn Deine Firma vom Investor in die Insolvenz geschickt wird (also meist 9 von 10), ist die Firma zu und alles umsonst. Anders als wenn Du auf kleinerer Flamme mit geringen Kosten bootstrappest und wirtschaftest. D.h. Du Dich (vorerst) mit kleineren Brötchen zufrieden gibst. Dann kannst Du noch Jahrzehnte mit kleinen Umsätzen ein gutes Gründer-Leben führen bzw. immer noch externes Geld hinzunehmen, wenn Du stark wächst.

Exit-Gründer, die mit einem Investor skaliert sind, wollen fast immer wieder einen für ihr neues Startup.

Wer erfolgreich ist mit Geldgebern, der hat zwar auch harte Zeiten (mit jenem) zu überstehen. Aber grundsätzlich ist man positiv eingestellt. Schließlich ist das Narrativ dann von Erfolg geprägt.

Hingegen ist klar zu beobachten, dass Gründer, deren Startup mit größeren externen Geldsummen nicht funktioniert hat, fast ausschließlich sagen: „das nächste mal nehme ich keinen Investoren rein; oder zumindest sehr viel später!“.

Mehr zu Tools, richtiger Recherche und Tricks hier im Teil 2 der Anleitung zur Investorensuche.

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