Wann & welche Vision?

Im vorherigen Artikel „Why Vision & Thing Big suck?“ habe ich davon geschrieben, dass in fast allen Fällen eine Vision eher schädlich für Dich und Dein Startup ist.

Im zweiten Teil geht es nun darum, ab wann eine Vision dennoch Sinn macht? Es wird Dich überraschen, denn aus einem ganz anderen Grund aus dem Du denkst.

Warum viele Promis von der Vision labern

Mal abgesehen von vermeintlichen Coaches und Startup-Experten, die selbst noch gar keine Firmen auf die Beine gestellt haben, erzählen auch sehr erfolgreiche Unternehmer oder Medien-Stars ständig davon, dass man eine Vision bräuchte. Es gibt dann auch tolle Geschichten von Arnold Schwarzenegger & Co, die das belegen sollen. Und es hört sich alles auch ganz stimmig und motivierend an.

Aber sie alle unterschlagen eine Tatsache: wenn sie ehrlich sind, haben sie ihre Vision erst entwickelt und klar gezogen, als sie schon erfolgreich waren – zumindest richtig gut auf Spur. Zuvor haben sie oft viel Shit erlebt und vielleicht sogar überaus große Selbst-Zweifel gehabt. Mit einer geradlinigen Vision-Mission hatte das zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts zu tun.

Erfolgreiche Unternehmer erzählen einem gerne davon, eine Vision haben zu müssen. Das verteidigen sie auch inständig! Wenn sie allerdings ehrlich sind, hat das heute Erreichte selten etwas mit den konkreten Träumereien vor ihrem Erfolg zu tun!

Dann kam (zunehmend) der erkämpfte größere Erfolg. Und wie es mit der menschlichen Psyche so ist, man will es einfach selbst wahrhaben, dass man immer schon den einen Plan hatte. Gemäß, „ich liebe es, wenn mein Plan funktioniert!“.

So werden seit jeher von allen Stars die Visionen rückwirkend entwickelt und die Mär wird von ihnen selbst geglaubt. Mit der Folge, dass anderen Gründern verhängnisvoller Bullshit erzählt wird.

Sehr zu empfehlen das folgende Kurz-Video vom erfolgreichen Silicon-Valley Investor „Galloway“, der in diesen Zusammenhang auch das Thema „Follow-your-Passion“ als Sakrileg aufgreift:

Warum jedes Scale-up eine Vision braucht

Eine Vision zu haben und noch größer zu denken wird erst dann relevant, wenn das Business richtig anzieht. Wenn man also an der Schwelle von Product-Market-Fit zum Scale-up steht. Dann ist eine Vision Gold Wert – niemals früher! Doch aus einem anderen Grund als vielleicht angenommen:

Eine Vision, gepaart mit einem schönen Storytelling, ist eines der wichtigsten Tools, um Mitarbeiter zu motivieren und Marketing für Kunden betreiben zu können.

Will heißen, die Vision ist für die Gründung anfangs irrelevant – ja sogar schädlich! Aber später, falls es sich schnell und erfolgreich entwickelt, als reines HR- & Marketing-Instrument mehr als wirkungsvoll. Menschen lieben nämlich die Weltverbesserungs-Stories. D.h. Geschichten von der Gründung aus der mickrigen Garage zum Weltkonzern, die Reise zum Mars, den jungen Herausforderer, der den altbackenen Platzhirschen Paroli bietet, usw.

Aber glaub mir, fast ohne Ausnahme wurden die Geschichten erst nach dem eintretenden Erfolg verfasst und haben erst dann ihre Wirkung entfaltet. Wer Dir erzählt, es war immer schon so geplant, lügt sich selbst in die Tasche und muss nur die eigene kognitive Dissonanz in seinem Kopf überwinden, eben nicht alles von Anfang an kontrolliert zu haben. Ja vielleicht sogar ein einmaliges Dusel gehabt zu haben.

Träumen ist erwünscht

Eine Groß-Vision noch bevor eindeutige Erfolge vorzuweisen sind, zieht Dir Deine Batterien leer und Du wirst vermutlich kaputt gehen. Doch sobald Dein Business finanziell stabil ist und wächst (niemals vorher!), nutze die Vision und eine schöne Geschichte, um Menschen für Dein Startup zu begeistern und noch schneller zu wachsen.

Natürlich kannst und sollst Du träumen von der schönen neuen Welt. Denn schöne Gedanken geben einem auch Energie. Aber stets unter der Prämisse, dass es in Deinem Mindset nur ein Nice to have darstellt. Nimm die exakte Erfüllung Deiner Träume nicht zu ernst – schon gar nicht in überdimensional großen Wunschvorstellungen!

Du solltest hingegen – am besten täglich – für das Erreichte, die kleinen Erfolge und schönen Momente, Dankbarkeit entwickeln. Daraus dann so viel Power ziehen, dass Du mit vollem Tank wirklich die PS auf die Straße bringst, um die Chance für das Große zu haben – wenn Du es dann noch willst.

Wer regelmäßig dankbar ist, füllt damit seinen Energie-Tank – mit der Folge mehr Sprit für nachhaltige Erfolge zu haben!

Hör auf von Skalieren zu sprechen!

Meiner Erfahrung nach skaliert fast nichts. In diesem Zusammenhang ist mir bei den meisten Gründern ein Paradox aufgefallen:

Wer unbedingt skalieren will, tut es nicht! Wer nicht skalieren muss, hat überhaupt eine Chance zu skalieren.

Klar, wenn das Business stark anwächst, träume vom Skalieren! Rede davon, sobald es realistisch wird. Und auch vorher darfst Du darüber nachdenken und schwelgen – nur nimm es auch hier nicht zu ernst bzw. Dir zu Herzen, wenn sich abzeichnet, dass daraus nichts wird!

Eine neue Hoffnung

Nicht genug zum Thema Vision? Es gibt noch einen zweiten Skywalker: die Emotions-Vision. Die Allzweck-Waffe für jedes Projekt und Dein Gründer- bzw. Lebens-Glück.

Was die Emotions-Vision ist und wie Du diese für Dich und Deine Energien einsetzt, im nächsten Beitrag.

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