Nicht jede Vision passt zu Dir

Große Visionen – im Übrigen auch (ideologische) Utopien – machen über die Zeit jeden ihrer Jünger unglücklich. Man könnte es enttäuschte Liebe nennen. Das mag sich für einige unerwartet anhören, da es der gängigen Meinung widerspricht, man müsse doch einen großen Plan und Träume haben!

Doch wie so oft, wenn fast alle in die gleiche Richtung laufen, ist das ein Alarmsignal, auf der falschen Spur zu sein und am Ende mit leeren Händen dazustehen. Mehr zu den Gefahren von Think Big & Visionen in den letzten Beitragen Why Vision & Think Big suck? bzw. Wann & welche Vision?.

Wenn nun die Vision nicht das Mittel der Wahl ist, um als Founder erfolgreich und zufrieden zu werden, was gibt einem dann den Halt?

Der gesunde Kampf

Nur wer die Anspannung kennt, genießt auch die Entspannung!

Damit verbunden ist das Gefühl etwas getan und geschafft zu haben. Jeder Sportler weiß das.

Entscheidend ist, wie Du Dich vor, während und nach Deinem Kampf fühlst!

Ein Jogger, der sich beim Trainingslauf anstrengt oder gar verausgabt – idealerweise nicht zum gesundheitlichen Schaden – fühlt sich danach zwar müde, aber auch mental stärker. Doch wie verhält es sich, wenn ein Fußballer mit seiner Mannschaft das Spiel nach hartem Kampf verliert? Er ist danach womöglich ebenso erschöpft, leider aber zusätzlich deprimiert. Bei einem Sieg entsprechend entsteht das überdimensionale Hochgefühl.

Im Wettbewerbs-Sport, wie auch im Business, gibt es daher zwei Antagonisten „Anstrengung & Entspannung“ bzw. „Verlieren & Gewinnen“.

Welches Spiel Du spielen solltest, hat mir Dir als Person zu tun.

Die zentrale Frage, die sich daher für Dich ergibt:

Was tut mir persönlich gut? D.h. was will ich als Gründer wie oft und in welcher Intensität spüren?

Der aussichtslose Gefühls-Sumpf

Statt sich die künftige wunderbare Welt in der Zukunft ständig auszumalen und vorzustellen, damit man sich endlich glücklich fühlen können wird, spüre lieber so oft wie möglich (im Kleinen) dieses Glück schon jetzt.

So platt wie sich das anhören mag, so alternativlos ist es für Dein „erfolgreiches“ Leben.

Beispiel: die Liebe!

Nahezu jeder kennt die (unerwiderte) Sehnsucht nach der oder dem Angebeteten. Man stellt sich tausendmal vor wie es wäre. Sozusagen eine Vision der gemeinsamen Liebe. Der erhoffte Erfolg, in naher Zukunft einmal zusammengefunden zu haben, würde für all das bisherige und aktuelle Leid endlich entschädigen.

Doch Pustekuchen: die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt, wie Du Dir es erhoffst, ist nahezu gleich Null. Die Vision von der gemeinsamen Liebe ist Müll! Sie lässt Dich aus Frust nicht im hier und jetzt Handeln. Mit der Folge, dass Du leidest. Am Ende bist Du frustriert, entkräftet, Opfer, die böse Welt.

Deine Liebe (Mensch oder Firma) möchte keine Vision von Dir sein! Entweder passt es jetzt oder nie!

Für den Verliebten oder dem Gründer im Wolkenkuckucksheim, wäre statt der Vision (= zu ernst genommene Träumerei) besser gewesen, seine Gefühle über Monate oder gar Jahre nicht verschwendet zu haben. Es war töricht, alles auf die Zukunft zu setzen und sich selbst und andere im Hier und Jetzt vernachlässigt zu haben – für das höhere Ziel.

Sofern Dich das nun in Deiner aktuellen privaten oder beruflichen Lage trifft oder später einmal treffen sollte (obwohl Du das hier nun liest und wissen hättest können), mache jedoch nicht den Fehler, und verurteile Dich dafür – nicht für was oder wer Du bist, noch das was Du getan oder unterlassen hast. Denn negative Gefühle, zuvorderst ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle, sind Energie-Killer par excellence. Damit verbaust Du Dir nur die neuen Chancen, die auf Dich warten. Also Schwamm drüber, weitermachen und bemühe Dir aktiv darum, positiv zu sein!

Die vorwiegende Aufgabe in Deinem Leben ist es, Deinen Energie-Haushalt oben zu halten!

Was tun im Hier und Jetzt?

Eine kurze Bestandsaufnahme: überdrehte Wunschvorstellungen machen eher krank, ziehen Energie, was wiederum zu Erfolglosigkeit führt. Dennoch sollte jeder träumen. Doch der Traum dient dabei lediglich als Energie-Bringer und nicht als erhoffte ernstzunehmende Realität einer kommenden Zukunft.

Vielmehr gilt es das richtige Spiel zu spielen, das einen ausreizt, aber niemals (zu lange) überfordert.

Die Frage ist daher:

  • wo kann ich mich extrem anstrengen, ohne mich allzu sehr dafür motivieren zu müssen?
  • wo macht mir das Verlieren nicht zu sehr zu schaffen? (Nicht: welche Erfolge würden mich beflügeln?)
  • wo erlebe ich die für mich Energie-bringende Erfolgs-Bilanz oft genug zu gewinnen?

So gerne mancher Fußball-Star wäre, würde jener wirklich den Stress abhaben können? Die negativen Medien-Berichte, die grandiosen Niederlagen?

Finde Dein Spiel, das Du gut ertragen kannst. Dann spiele es! Und wenn es nicht das große Rad ist, so spiele es und nur das!

All diese Ansätze beziehen sich gewissermaßen auf die Gegenwart bzw. nahe Zukunft. Die volle Power wirst Du für Deine kleinen und großen Projekte entwickeln können, wenn Dich auch ein Traktor-Strahl – in Form eine Ziel-Emotion – aus der Zukunft zieht.

Im nächsten und letzten der vier Artikel zum Thema Vision geht es daher um die Emotions-Vision – wie man diese findet und für sich nachhaltig nutzt.

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