Eignung & Neigung

Kürzlich war ich in einem Videocall mit den Executives eines Startups, das schon Millionen-Umsätze vorweisen kann. Ich wurde dazu eingeladen, weil der Investor, ein sehr erfahrener Unternehmer-Freund, mich einbezogen hat. Denn das Startup war in schwierigeres Fahrwasser geraten.

Nachdem ein Teilnehmer im Call statt Lösungen zu präsentieren oder Ideen anzunehmen, eher Ausreden für mögliche Ansätze gesucht und nicht unbedingt ein Can-Do gezeigt hat, ist meinem Freund etwas der Kragen geplatzt. In sympathischer, aber bestimmter Form meinte er: man sucht gerne Ausreden, warum etwas nicht geht, wenn man die Neigung dazu nicht hat – selbst wenn man die Eignung besitzt.

Merke: da die Neigung fast immer Interessens-geleitet ist, muss man sich im Entscheidungs-Prozess klar machen, dass jeder Beteiligte eine individuelle Agenda haben kann, welche nicht in Einklang mit der Firma steht.

Aus diesem Grund darf eine Unternehmens-Strategie niemals – schon gar nicht aus falscher Rücksichtnahme oder Feigheit – mit den Mitarbeitern oder Managern entwickelt werden. Dies obliegt allein dem Gründer(-Team), den Gesellschaftern oder der Geschäftsführung!

Wenn man einfach nicht mag und denkt, es sich erlauben zu können

Diese sanfte Standpauke fand ich sehr treffend und spannend. Jeder kennt das wohl von sich. Wenn man etwas nicht mag, obwohl man eigentlich schon könnte, versucht man unzählige Ausreden vorzuschieben. Ob aus Faulheit, Trotz, anderer Prioritäten und Interessen, etc.

Eignung + Neigung = Super-Power

Eignung – Neigung = gekonnt Ausreden finden

In oben beschriebenen Fall wollte der Sales-Verantwortliche erstaunlicherweise dem Board klarmachen, dass Cold Calling heutzutage nicht mehr funktioniert. Das ist natürlich in den meisten Fällen Humbug. Der Grund: er wollte keine neue Kunden kalt anrufen, weil die Neigung fehlte – nicht die Eignung. Denn er ist fraglos ein erfahrener Vertriebler. Aber mit den Jahren verliert man oft den Biss, kann mit Ablehnung nicht mehr so gut umgehen und ist sich vielleicht für manches oft zu schade.

Der Falle entfliehen

Das kenne ich auch von mir selbst! Daher will ich niemanden einen Vorwurf machen. Der einzige Ausweg ist, dass ich mich immer wieder überwinde und mich schmutzig mache. Denn Selbstzufriedenheit, Selbstüberhöhung und Angst sind mit die größten Fallen, seinen eigenen Erfolg zu boykottieren.

Manchmal mag es Sinn machen, seine Vorbehalte zu überwinden und einfach anzureißen. Gemäß der Amazon-Ansage „Disagree, but then Commit!„.

Wenn man dann nach einigen Wochen oder z.B. nach 1000 Call-Trys zum eigenen Schluss gekommen ist, dass das wirklich nichts für einen ist, weiß man wenigstens Bescheid und kann die Konsequenzen daraus ziehen.

Beobachtung meinerseits in diesem Zusammenhang

Bei allen Gründer-Teams, die ich persönlich begleitet habe und besser kenne, gibt es einen gemeinsamen Nenner für überdurchschnittlichen Erfolg: einer der Gründer ist eine Telefon-Sau! Das ist ein seltenes Talent (kann man nicht lernen!) und ein wertvolles Gut. Man ist so jemand oder nicht. Finde ihn oder sie, falls Du es selbst nicht bist! Jemanden, der 100 Call-Versuche pro Tag schafft und das über Monate aushält ohne dabei kaputt zu gehen. Das ist die halbe Miete für Dein Startup. 

Fazit

Wichtig, nicht jeder (vor allem Mitarbeiter) muss seine Position auf dem Spielplatz lieben. Aber man sollte sich nicht jeden Tag dazu aufraffen müssen, seine Aufgaben zu erfüllen. Manchmal sollte man auch Spaß in seiner Tätigkeit empfinden. Sonst ist es ein Loose-Loose für alle Seiten.

In diesem Fall sollte entweder der Arbeitnehmer oder der Arbeitgeber schleunigst eine tiefgehende Entscheidung treffen.

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